Leer, 11.11.2020
Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Nachdem die traditionelle Vertreterversammlung der Ostfriesischen Volksbank aufgrund der Corona-Pandemie im Mai nicht stattfinden konnte, wurde diese nun erstmals virtuell durchgeführt.
Gemeinsam mit den Vertretern blickte der Vorstand der Genossenschaftsbank um Holger Franz, Georg Alder und Joachim Fecht am Dienstag auf ein besonderes Geschäftsjahr zurück. 2019 war nicht nur vom 150-jährigen Jubiläum der Bank, sondern auch von deutlichem Wachstum in allen Bereichen geprägt: Der Kreditbestand (1,8 Mrd. Euro), das Einlagengeschäft (1,5 Mrd. Euro) und die Bilanzsumme (2,4 Mrd. Euro) sind jeweils um rund 10 Prozent gestiegen.
Mitglieder erhalten Dividende
Anders als in den Vorjahren wurde der Jahresabschluss bereits am 22. Juni durch den Aufsichtsrat genehmigt. Zu diesem Zeitpunkt galt die Empfehlung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) – im Einklang mit der Europäischen Zentralbank – vorerst auf die Auszahlung einer Dividende zu verzichten. „Inzwischen hat die BaFin Ausnahmen zugelassen“, so Vorstandsmitglied Georg Alder. Die Vertreter haben vor diesem Hintergrund am Dienstag einstimmig beschlossen, dem Vorschlag des Vorstandes zu folgen und eine sechsprozentige Dividende für 2019 auszuschütten.
Darüber hinaus wurden verschiedene Satzungsänderung verabschiedet: Neben der generellen Möglichkeit bei Gremiensitzungen zukünftig stärker auf digitale Formate zurückzugreifen, wurde die traditionell bestehende Nachschusspflicht der Mitglieder mit Wirkung zum 1. Januar 2022 abgeschafft.
Weiteres Wachstum trotz widriger Umstände
Wie stabil die Ostfriesische Volksbank auch während der Corona-Krise agiert, verdeutlichen die Zahlen der ersten drei Quartale in 2020: Dem Kreditinstitut ist es trotz der Herausforderungen gelungen, an den Erfolg des letzten Jahres anzuknüpfen. Die Bilanzsumme und das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit werden 2020 erneut auf einem sehr hohen Niveau liegen. „Wir sind mit dem bisherigen Verlauf – vor allem in Anbetracht der derzeitigen Umstände – sehr zufrieden“, erklärte Vorstandsvorsitzender Holger Franz.
Hohe Kreditnachfrage im Privat- und Firmenkundengeschäft
Der Kreditbestand hat sich bis Ende September auf knapp 1,9 Mrd. Euro (+ 4,5 Prozent) erhöht. Dieses Wachstum ergibt sich zum einen aus einer sehr hohen Nachfrage im
Privatkundenbereich. In den ersten neun Monaten ist das Kreditvolumen in diesem Segment bereits um 6,8 Prozent auf 541 Mio. Euro gestiegen. Die Genossenschaftsbank konnte
insbesondere in Bezug auf Baufinanzierungen sowohl in der Filiale als auch über ihre Online-Plattformen eine rege Geschäftstätigkeit feststellen. Zum anderen resultiert der Zuwachs aus der Unterstützung der gewerblichen Firmenkunden. Das Kreditvolumen im Firmenkundengeschäft betrug zum Stichtag (30. September) knapp 700 Mio. Euro (+ 5,7 Prozent). „Die Betriebe in unserer Region haben sich als ausgesprochen stabil erwiesen“, erläuterte Holger Franz. Liquiditätshilfekredite seien nur in wenigen Fällen nachgefragt worden.
Der Kreditbestand im Bereich der See- und Binnenschifffahrt befindet sich auf dem gleichbleibend hohen Niveau des Vorjahres. Die ausgewogene Portfoliostruktur und risikobewusste Finanzierung haben sich erneut als krisensicher erwiesen.
Niedrigzinsphase fordert Umdenken
Das Einlagenvolumen ist bis Ende des dritten Quartals um 8,6 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro gestiegen. Ein Wachstum, das im nächsten Jahr bewusst reduziert werden soll. „Die anhaltende Niedrigzinsphase fordert ein Umdenken. Wir möchten unseren Kunden ermöglichen, Erträge zu erwirtschaften – etwas, das Einlagen wie Sparbücher aktuell nicht bieten“, skizzierte Vorstandsmitglied Joachim Fecht. Der Zins liege bei nahezu allen Anlageformen dieser Kategorie bei null Prozent.
Mit wachsendem Kundenguthaben steigt zudem die finanzielle Belastung der Genossenschaftsbank. Bisher hat das Kreditinstitut davon abgesehen, mit Privatkunden Negativzinsen zu vereinbaren, und den wirtschaftlichen Nachteil selbst getragen. Aufgrund der aktuellen Marktentwicklung sei der Verzicht nicht dauerhaft möglich. „Wir möchten mit diesem Schritt vor allem eine Einlagenflut durch Kunden anderer Banken verhindern, die bereits Negativzinsen weitergeben“, betonte Vorstandsmitglied Joachim Fecht. Ziel sei es, im Rahmen der Genossenschaftlichen Beratung gemeinsam mit den betroffenen Kunden geeignete alternative Anlagemöglichkeiten zu ermitteln und so Gebühren zu vermeiden.
Präsenz als Erfolgsfaktor
Im laufenden und zukünftigen Geschäftsjahr plant die Ostfriesische Volksbank, den Marktanteil in ihrem ostfriesischemsländischen Geschäftsgebiet zwischen der Krummhörn und
Haren/Ems sowie im Kehdinger Land (Elbe) mit einer starken Präsenz auf allen Vertriebswegen und einer hohen Beratungssowie Servicequalität weiter auszubauen.
Seit Ende März können viele Bankgeschäfte nicht nur über das telefonischen KundenServiceCenter, sondern auch mit Hilfe der neuen Online-Geschäftstelle komplett kontaktlos erledigt werden. Damit können sich unsere Kunden je nach Anliegen frei für einen Kontaktweg entscheiden. Die Geschäftsstellen bleiben dabei von zentraler Bedeutung: Die Ostfriesische Volksbank wird an der hohen stationären Präsenz in ihrem Geschäftsgebiet festhalten.
Erfolg der Vielen
Die Vertreter würdigten die Leistung in den anschließenden Abstimmungen durch die vollständige Entlastung des Vorstandes sowie des Aufsichtsrates und die Bestätigung von Marlies Bleicher von Stemm, Lars Bunte, Johann Saathoff, Thomas Schulz und Ralf Utermöhlen als Aufsichtsratmitglieder. Die Wiederwahl war durch Ablauf der Wahlperiode notwendig geworden. Einen großen Dank sprachen die Vorstände abschließend allen Mitarbeitern, Vertretern, Mitgliedern, Kunden und natürlich dem Aufsichtsrat aus: „Ihr Vertrauen und Engagement hat uns diesen gemeinsamen Erfolg ermöglicht.“