Ostfriesische Volksbank eG zeigt sich krisensicher

Selten war der Blick auf das zurückliegende Geschäftsjahr der Ostfriesische Volksbank eG spannender: Über die zunehmende Regulatorik und das Niedrigzinsumfeld hinaus hat die Corona-Pandemie das Kreditinstitut vor neue Herausforderungen gestellt. „Uns ist es gelungen, agil auf die neuen Rahmenbedingungen zu reagieren und damit die Grundlage für weiteres Wachstum in allen Bereichen zu schaffen“, gaben der Vorstandsvorsitzende Holger Franz sowie die Vorstandsmitglieder Georg Alder und Joachim Fecht im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz am Freitag bekannt.

Positive Gesamtentwicklung

So ist der Kreditbestand im Vergleich zum Vorjahr auf 1,9 Mrd. Euro (+ 7,2 Prozent) gestiegen. Hinzu kommen Kredite in Höhe von mehr als 500 Mio. Euro, die von der Genossenschaftsbank strukturiert und nach der Vergabe an Konsortialpartner übertragen wurden. Das Volumen der neu zugesagten Kredite betrug 706 Mio. Euro (+ 13,2 Prozent). Während im zweiten Quartal deutliche Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren waren, konnte die Volksbank in der zweiten Jahreshälfte wieder an den Erfolg der ersten Monate anknüpfen: Allein im letzten Quartal wurden pro Arbeitstag Kreditzusagen in Höhe von circa 3,5 Mio. Euro herausgelegt – ein Rekordwert.

Das Einlagenvolumen ist um 13 Prozent auf knapp 1,7 Mrd. Euro gewachsen. „Diese Entwicklung wurde unter anderem dadurch forciert, dass Wettbewerber vermehrt dazu übergegangen sind, Negativzinsen einzuführen“, erklärte Holger Franz. Bis vor wenigen Monaten hat die Ostfriesische Volksbank davon abgesehen, mit Privatkunden Negativzinsen zu vereinbaren, und den wirtschaftlichen Nachteil selbst getragen. „Aufgrund der aktuellen Marktentwicklung ist der Verzicht nicht dauerhaft möglich“, ergänzte Joachim Fecht. „Wir ermitteln aber im Rahmen der Genossenschaftlichen Beratung gemeinsam mit den Kunden gezielt geeignete alternative Anlagemöglichkeiten, um so die Weitergabe der Gebühren an die Kunden zu vermeiden. Im gewerblichen Geschäft sind bereits vor geraumer Zeit ähnliche Vereinbarungen getroffen worden.“

Durch die kräftigen Zuwächse beim Kredit- und Anlagevolumen hat sich die Bilanzsumme um 6,8 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro erhöht. Auch das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit liegt erneut auf einem sehr hohen Niveau. Damit konnte die Genossenschaftsbank den Erfolg der letzten Jahre trotz widriger Umstände fortsetzen.

„Die Grundlage hierfür wurde bereits in den letzten Jahren gelegt“, betonte Holger Franz. Das seit jeher solide Kreditgeschäft, die bedarfsgerechte Kundenberatung und ein umfassendes digitales Angebot haben es der Volksbank ermöglicht, der Krise zu trotzen und den Marktanteil im ostfriesisch-emsländischen Geschäftsgebiet zwischen der Krummhörn und Haren sowie im Kehdinger Land (Elbe) zu erweitern. Damit positioniert sich die Ostfriesische Volksbank eG weiterhin als größtes genossenschaftliches Kreditinstitut in Weser-Ems und Bremen.

Dividende geplant

Die gute Marktposition spiegelt sich auch im Anstieg der Genossenschaftsmitglieder auf jetzt 27.324 wider. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates, der Vertreterversammlung und der weiteren Entwicklung plant der Vorstand, den Genossenschaftsmitgliedern – wie in den Vorjahren – eine überdurchschnittliche Dividende von 6 Prozent zu zahlen. „Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen sowie den Rückhalt unserer Mitglieder und Kunden in diesem Krisenjahr“, unterstrich Holger Franz. Mit dem restlichen Überschuss sollen weitere Rücklagen dotiert werden, die das Eigenkapital stärken.

Starke Kreditnachfrage im Privatkundengeschäft

Dank einer hohen Beratungsqualität und attraktiven Konditionen konnte das Kreditvolumen im Privatkundenbereich um 8,7 Prozent gesteigert werden. Insbesondere in Bezug auf Baufinanzierungen war eine rege Geschäftstätigkeit zu beobachten: Im Jahresverlauf wurden Immobilienkredite mit einem Gesamtvolumen von 127 Mio. Euro abgeschlossen. Mehr als 24 Prozent der Finanzierungen wurden dabei über Online-Plattformen vergeben (+ 4,8 Prozent).

Das Online-Angebot der Volksbank, das 2020 eine halbe Million Seitenaufrufe verzeichnete, wurde als Reaktion auf die allgemeine Nachfrage nochmals deutlich erweitert. Seit März des letzten Jahres haben Kunden die Möglichkeit, über eine autarke Online-Geschäftsstelle vollkommen flexibel und kontaktlos Termine zu vereinbaren oder Service-Aufträge wie Adressänderungen einzureichen. Auch direkte Produktabschlüsse – vom Girokonto bis hin zum Privatkredit – sind möglich und wurden bereits genutzt. Das bestehende Angebot soll im neuen Geschäftsjahr um weitere digitale Leistungen ergänzt werden. „Wir freuen uns, unseren Kunden in diesen Zeiten eine Vielfalt an Kontakt- sowie Zugangsmöglichkeiten und damit Banking nach Maß anbieten zu können“, so Joachim Fecht.

Sehr zufrieden zeigte sich Joachim Fecht auch mit dem zunehmenden Interesse an alternativen Anlageformen wie Wertpapieren und dem ratierlichen Fondssparen, die es – im Gegensatz zum klassischen Sparen – Kunden ermöglichen, auch während der anhaltenden Niedrigzinsphase Erträge zu erwirtschaften. Viele Kunden haben die kapitalmarktbedingten Schwankungen des Aktienmarktes 2020 für einen Einstieg oder zur Aufstockung genutzt, sodass der Wertpapierbestand um 25 Prozent gewachsen ist. Die Anzahl der Fondsdepots bei der Union Investment ist um 11,4 Prozent gestiegen.

Seit dem vierten Quartal bietet die Bank zudem gemeinsam mit der Union Investment eine Vermögensverwaltung bereits für kleine Anlagebeträge an, die in der kurzen Zeit bereits stark nachgefragt wurde.

Profitables Geschäftsjahr für OVB-Immobilien GmbH

Von der hohen Nachfrage im Bereich Immobilien profitierte auch die OVB-Immobilien GmbH: Die Tochtergesellschaft der Ostfriesische Volksbank eG hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 33 Mio. Euro erzielt und damit das Vorjahresergebnis nochmals übertroffen. Insgesamt wurden 170 Objekte vermittelt. Für 2021 rechnet Geschäftsführerin Carola Meyer-Diekmann mit einer anhaltenden hohen Immobiliennachfrage und einem stabilen Preisniveau.

Stabiles Firmenkunden- und Schifffahrtsgeschäft

Im Firmenkundenbereich konnte ebenfalls ein deutliches Kreditwachstum erzielt werden. Das Kreditvolumen ist um 8,3 Prozent gestiegen. Hierin enthalten sind die Liquiditätshilfekredite der KfW. Allerdings seien diese bisher nur teilweise abgerufen worden, erläuterte Holger Franz: „Die regionale Wirtschaft hat sich als ausgesprochen stabil erwiesen.“ Der Pandemie geschuldete Kreditausfälle seien bislang nicht zu verzeichnen.

Die Seeschifffahrtsaktivitäten haben sich mit einer Wachstumsrate von 7,3 Prozent weiter sehr gut entwickelt. Der aktuelle Kreditbestand beinhalte, auch unter heutigen Marktgesichtspunkten, sehr tragfähige und solide Strukturen, ergänzte Holger Franz. Die Binnenschifffahrtsaktivitäten waren in den letzten Jahren stark durch Tankerinvestitionen geprägt. 2020 wurden nur noch wenige Neuinvestitionen bei der modernen und runderneuerten Flotte notwendig. Die Raten waren auskömmlich. Das Trocken-schifffahrtsengagement der Bank stellt sich trotz rückläufiger Erlöse der Betriebe ebenfalls solide dar. Im Bereich der vom Volumen deutlich geringeren Fahrgastschifffahrt hat die Bank hingegen bei Bedarf Förderkredite zur Überbrückung bereitgestellt. Für sämtliche Schifffahrtsaktivitäten gilt, dass der Bestand an Risikovorsorgen 2020 nicht erhöht werden musste.

Investition in Mitarbeiter

Möglich wurde der erfolgreiche Verlauf des Geschäftsjahres auch durch das Engagement der Belegschaft. Das Personal wurde in den letzten Monaten deutlich verstärkt und umfasst nun 326 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Weiterqualifizierung der Angestellten. Insgesamt wurden 1.040 interne Fortbildungstage absolviert, viele davon digital. Acht Mitarbeiter haben zudem teils mit Auszeichnung weitergehende Abschlüsse – vom Fachwirt bis hin zum Bachelor – erworben. Die Förderung von Nachwuchskräften ist ebenfalls von unverändert hoher Bedeutung. So stellt das Kreditinstitut weiterhin kontinuierlich Ausbildungsplätze zur Verfügung – augenblicklich sind es 27. „Der ausgewogene Mix aus der Erfahrung langjähriger Mitarbeiter und der Dynamik junger Mitarbeiter lässt uns Herausforderungen der Zukunft souverän begegnen“, erklärte Holger Franz.

Neues Arbeitsumfeld durch Corona-Pandemie

Das Arbeitsumfeld hat sich aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie deutlich verändert. Hierzu zählen nicht nur die hohen Hygienestandards vor Ort, sondern auch verstärktes dezentrales Arbeiten. Eine hohe Anzahl an Mitarbeitern wurde bereits zu Beginn der Pandemie mit mobilen Arbeitsplätzen ausgestattet, um das Arbeiten an heimatnahen Bankstandorten oder im Home-Office zu ermöglichen. Diese Kontaktreduzierung dient vor allem zum Infektionsschutz und zur Eindämmung des Infektionsgeschehenen. Gleichzeitig wird hierdurch die Leistungsfähigkeit der Bank erhalten.

„Ermöglicht wurde diese Maßnahme auch durch unseren hohen internen Digitalisierungsgrad, den wir seit vielen Jahren konsequent verfolgen“, erläuterte Georg Alder. So wurde die gesamte Kreditbearbeitung bereits vor Jahren digitalisiert. Das dezentrale Arbeiten werde auch in Zukunft von zentraler Bedeutung bleiben, so Georg Alder.

Starkes Geschäftsstellennetz

Mit ihren insgesamt 22 Geschäftsstellen zeigt die Ostfriesische Volksbank nach wie vor eine hohe Präsenz in ihrem Geschäftsgebiet. Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaftsbank nicht nur die technische Ausstattung, sondern auch die Räumlichkeiten weiter modernisiert. So wurde der Umbau der Niederlassung in Papenburg-Untenende im August 2020 erfolgreich abgeschlossen. Während das Erdgeschoss umfassend renoviert wurde, sind im Obergeschoss zusätzlich Beratungsräume für den Firmenkundenbereich entstanden. Auf einen Tag der offenen Tür musste coronabedingt verzichtet werden. „Die im letzten Jahr geplante Modernisierung der Emder Niederlassung haben wir – aufgrund der starken Einschränkungen im Zuge der Pandemie – auf 2021 verschoben“, kündigte Georg Alder an. Insgesamt werde die Bank hier rund 1,2 Millionen Euro investieren.

Bank vor Ort

Die Relevanz ihrer Geschäftsstellen unterstreicht die Volksbank nicht nur durch ihre Investitionen, sondern auch mit umfangreichen Service- und Beratungszeiten. Erst kürzlich hatte sich die Ostfriesische Volksbank dazu entschieden, an großzügigen Öffnungszeiten festzuhalten – und unterscheidet sich mit diesem Vorgehen deutlich von der Strategie anderer Banken. Lediglich die Öffnungszeiten von vier kleineren der insgesamt 22 Geschäftsstellen wurden Anfang 2021 – orientiert an den Ergebnissen einer gesamtbankweiten Kundenbefragung – angepasst.

 „Der persönliche Kontakt mit unseren Kunden ist für uns nach wie vor von zentraler Bedeutung. Mit unserem aktuellen Filial- und Beratungskonzept kommen wir den Bedürfnissen unserer Kunden entgegen und sehen uns für die Zukunft gut aufgestellt“, fasste Joachim Fecht zusammen. Filialschließungen seien weiterhin nicht geplant.

Neben der Erreichbarkeit vor Ort steht auch die Förderung der Region im Fokus: 2020 hat das Kreditinstitut zahlreiche Projekte aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und der lokalen Vereine mit mehr als 180.000 Euro gefördert. Einige traditionelle Veranstaltungen mussten aufgrund der anhaltenden Einschränkungen entfallen und sollen sobald wie möglich nachgeholt werden.

Positiver Ausblick für 2021

Gestärkt durch den Verlauf des letzten Geschäftsjahres blickt der Vorstand der Ostfriesische Volksbank eG optimistisch in die Zukunft: Trotz steigender Belastung aufgrund des Zinsniveaus und weiterhin anspruchsvoller Rahmenbedingungen erwarten Holger Franz, Georg Alder und Joachim Fecht 2021 eine solide Ertragslage: „Wir sind zuversichtlich, unserem Wachstumspfad – wenn auch mit abklingender Dynamik – weiter folgen zu können.“ Die Volksbank habe unter Beweis gestellt, dass sie sehr gut aufgestellt und auf neue Herausforderungen vorbereitet ist. Im neuen Geschäftsjahr plant die Genossenschaftsbank, den Marktanteil mit einer starken Präsenz auf allen Vertriebswegen und einer hohen Beratungs- sowie Servicequalität weiter auszubauen.

Zahlen 2020

Kredite Mio. Euro Veränderung %
Forderungen an Kunden 1.893 7,1
Avale 38 8,6
Kundenkreditvolumen
(Forderungen + Avale)

1.931

7,2
Einlagen Mio. Euro Veränderung %
Sichteinlagen 1.258 20,3
Spareinlagen 374 -2,6
sonstiges Einlagen 33
-25,0
Einlagen Mio. Euro Veränderung %
Sichteinlagen 1.258 20,3
Spareinlagen 374 -2,6
sonstiges Einlagen 33
-25,0
Mitarbeiter 2020 2019
Vollzeit 194
193
Teilzeit 105 93
Auszubildende 27 27
Gesamt 326 313
Mitglieder 2020 2019
  27.324
27.168