Mehr Kredite, mehr Einlagen, mehr Mitglieder: Die Ostfriesische Volksbank blickt auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Am Donnerstag stellten Vorstandsvorsitzender Holger Franz und Vorstandsmitglied Georg Alder die vorläufige Bilanz vor. Die Bilanzsumme ist deutlich gewachsen und beträgt jetzt 3,4 Mrd. Euro (+ 15,8 Prozent). Damit hat die Volksbank ihren Marktanteil weiter ausgebaut.
Ostfriesische Volksbank wächst und wächst

Kreditgeschäft als Wachstumstreiber
Der Kreditbestand ist auf 2,2 Mrd. Euro (+ 6,6 Prozent) gestiegen. Im letzten Jahr hat die Genossenschaftsbank Kredite in Höhe von insgesamt 1 Mrd. Euro neu zugesagt (+ 26,4 Prozent).
Kernthemen des Privatkundenbereichs waren Immobilien- und Baufinanzierungen. Das Kreditvolumen hat sich in diesem Geschäftsfeld auf 612 Mio. Euro erhöht (+ 4,5 Prozent). „Wir sind sehr gut in das Jahr gestartet. Seit der zweiten Jahreshälfte wirken sich die Inflation sowie die steigenden Baukosten und Zinsen direkt auf das Neugeschäft aus. Die Nachfrage ging deutlich zurück“, resümierte Georg Alder. Die Volksbank erwartet, dass sich diese Entwicklung 2023 fortsetzt – ebenso wie das Interesse an Modernisierungen und energetischen Sanierungen. „Die Nachfrage hat stark zugenommen. Deshalb haben wir unsere Baufinanzierungsspezialistinnen und -spezialisten gezielt hierzu ausgebildet. Außerdem haben wir diese Zusatzqualifikation zertifizieren lassen“, so Georg Alder.
Das Kreditvolumen im Firmenkundenbereich ist um 16,6 Prozent auf 878 Mio. Euro gewachsen. Damit stärkt die Ostfriesische Volksbank ihre Position als Finanzierer des Mittelstands deutlich. „Die regionale Wirtschaft hat die Pandemie erfolgreich überstanden“, betonte Holger Franz. Derzeit sei die wirtschaftliche Entwicklung herausfordernd. „Wir sind aber zuversichtlich, dass die Betriebe auch die aktuelle Krise meistern“, bekräftigte Holger Franz. Die Genossen-schaftsbank stehe den Unternehmen unterstützend zur Seite.
Im Bereich Seeschifffahrt ist der Kreditbestand um knapp 9,4 Prozent gesunken. Aus gutem Grund: Die Reedereien haben 2022 sehr hohe Einnahmen erwirtschaftet und diese für Sondertilgungen genutzt, so Holger Franz. Gleichzeitig wurden Neubauten bestellt, die erst in der Zukunft finanziert und geliefert werden. In der Binnenschifffahrt hat die gute Ertragslage zu mehr Investitionen geführt. „Nach zwei ruhigen Jahren haben wir 2022 wieder einen Aufschwung erlebt“, erläuterte Holger Franz. Dadurch ist das Kreditvolumen um 11,6 Prozent gestiegen. In den nächsten Jahren werde der Wandel zur grünen Schifffahrt die Branche beschäftigen. „Wir rechnen damit, dass die Flotte in naher Zukunft noch moderner und umweltfreundlicher wird“, prognostizierte Holger Franz.
Zinsentwicklung forciert Einlagenwachstum
Ein deutliches Plus gibt es auch bei den Einlagen. Das Volumen betrug zum Jahresende mehr als 2,5 Mrd. Euro (+ 25,3 Prozent). Ausschlaggebend waren zum einen die hohe Anzahl neuer gewerblicher und privater Kundinnen und Kunden sowie die vorsichtige Disposition der Unternehmen. Es werde verstärkt Liquidität vorgehalten, so Holger Franz. Zum anderen habe die gute wirtschaftliche Entwicklung der Schifffahrt zu mehr Rücklagen der Reedereien geführt. Diese werden bei Ablieferung der bestellten Neubauten zum Einsatz kommen.
„Zusätzlich hat das klassische Sparen im zweiten Halbjahr eine Renaissance erlebt“, erklärte Georg Alder. Nach vielen Jahren gebe es wieder Sparzinsen. „Wir haben uns als eine der ersten Banken dazu entschieden, wieder Guthabenzinsen einzuführen“, gab Georg Alder bekannt. Grundsätzlich empfehle die Volksbank, immer mehrere Anlageformen zu kombinieren, um für jede Markt-entwicklung gewappnet zu sein.
Sehr gesunde Ertragslage
Das hohe Kredit- und Einlagenwachstum spiegelt sich in der Ertragslage der Ostfriesischen Volksbank wider. Mit über 40 Mio. Euro wird das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit deutlich oberhalb des Branchendurchschnitts liegen. „Dieser Erfolg ist eine echte Teamleistung, darauf sind wir sehr stolz“, unterstrich Holger Franz. Trotz des Wachstums ist die Anzahl der Mitarbeitenden in etwa konstant.
Der Produktivitätszuwachs wurde u. a. durch die laufende Qualifizierung der 324 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich. 2022 hat die Belegschaft rund 900 Schulungstage absolviert. 25 junge Menschen befinden sich gerade in der Ausbildung.
Wie der Gewinn verwendet wird, entscheidet die Vertreter-versammlung im zweiten Quartal. Der Vorstand werde vorschlagen, die Eigenmittel und Rücklagen zu stärken. „Außerdem werden wir wieder eine überdurchschnittliche Dividende für unsere Mitglieder empfehlen“, kündigte Georg Alder an. Ende 2022 zählte die Genossenschaftsbank 27.959 Mitgliedschaften (+ 1,5 Prozent).
In der Region – für die Region
Vom wirtschaftlichen Erfolg profitieren nicht nur die Mitglieder, sondern auch die Region und ihre Menschen. „Als Genossenschaft ist uns Nähe sehr wichtig“, begründete Georg Alder. Aus diesem Grund biete die Volksbank weiterhin ein großes Geschäftsstellennetz. Die Filialen werden regelmäßig modernisiert, um ein zeitgemäßes Banking zu ermöglichen. Die Emder Niederlassung wurde 2022 weiter modernisiert und erweitert. In diesem Jahr ist u. a. in Haren und Drochtersen ein Umbau geplant. Der Standort in Papenburg wird gestärkt, indem rund zehn zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. „Wir verfolgen weiter die Strategie, unseren Mitarbeitenden – wenn möglich – ein wohnortnäheres Arbeiten zu ermöglichen“, erklärte Georg Alder. Gleichzeitig optimiert die Volksbank die Energieeffizienz ihrer Geschäftsstellen laufend. So werden in Emden und Leer derzeit Photovoltaikanlagen installiert.
Zudem fördert die Ostfriesische Volksbank zahlreiche Projekte und Veranstaltungen aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und der lokalen Vereine. 2022 betrug die Spendensumme 130.000 Euro. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Genossenschaftsbank wieder eigene Veranstaltungen durchgeführt und lokale Events mit insgesamt 80.000 Euro als Sponsor unterstützt. Dazu zählen u. a. die Gezeitenkonzerte.
Zuversichtlicher Ausblick
Das neue Geschäftsjahr werde sich deutlich vom letzten Jahr unterscheiden, fassen die Vorstände der Ostfriesischen Volksbank abschließend zusammen. „2023 ist wie ein Neubeginn: Das erste Jahr nach der Niedrigzinsphase, die uns mehr als ein Jahrzehnt begleitet hat“, so Georg Alder. Die politische und weltwirtschaftliche Entwicklung beeinflusse alle Lebensbereiche. Trotzdem sind die Vorstände zuversichtlich und erwarten eine solide Entwicklung. „Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass wir sehr gut aufgestellt und auf neue Herausforderungen vorbereitet sind,“ betonte Holger Franz.
Entwicklung 2022
Mio. EUR |
Veränderung in % | |
---|---|---|
Kredite (Forderungen + Avale) | 2.233 | + 6,6 |
Einlagen | 2.538 | + 25,3 |
Bilanzsumme | 3.422 | + 15,8 |
2022 | 2021 | |
Mitarbeitende | 324 | 323 |
Vollzeit | 180 | 185 |
Teilzeit | 119 | 112 |
Auszubildende | 25 | 26 |
Mitglieder | 27.959 | 27.558 |